dimanche 24 février 2008

Pauvre con!

Alors? Wieder mal ein gelungener Auftritt:
Neulich in Paris (hier gehts zum Video)

Zur Erklärung: Der ältere Herr da sagt: "Bitte fassen Sie mich nicht an". Und der Omnipräsident (das ist der kleine Mann der am Anfang aus dem Auto steigt) antwortet "Casse-toi, casse-toi alors pauvre con va...". Das heißt so viel wie "Verpiss dich doch, los armer Schwachkopf, hau ab". Ich hab leider noch nicht rausgefunden wie das in Frankreich läuft, aber normalerweise müsste der doch wegen Beleidigung (noch dazu in aller Öffentlichkeit) verklagt werden. Zudem gibt er ein tolles Vorbild ab.

Chez un squat

Salut! Gestern Abend waren Frieda, Anna und ich wieder in der rue Menilmontant. Dort gibts ein kleines besetztes Haus wo öfter Konzert stattfinden und es VoKü gibt. Das verrückte dabei ist, dass die Konzerte schon um halb 8 losgehen und um 11 alles dicht macht. Wahrscheinlich wegen den Anwohnern. Die Zeiten hier in Paris sind sehr komisch. Frieda war letztens auf einer Péniche (Boot auf der Seine), bei dem zwischen 7 und 11 ein Hardcorekonzert war. Danach wurden alle rausgeschmissen. Ab halb 12 ging dann für neuen Eintritt und bei ganz anderem Publikum ein Dancehall Konzert los (also im selben Klub - 2 Konzertabende hintereinander - Ergebnis: doppelt so viel Eintritt wie bei einem Konzert...).
Zurück zu dem besetzten Haus in der rue Menilmontant. Wir haben dort Jule aus Kreuzberg (aus Berlin (AUS BERLIN)) kennengelernt. Die wohnt auch in einem besetzten Haus in der Banlieue (Fontenay-sous-Bois). Da sind wir dann hingefahren, denn der Abend war ja wie gesagt noch recht jung. Das Haus ist eine alte Villa in einem bourgeoisen Viertel mit schönem Garten. Der Zustand - naja, die Toiletten können zurecht als chiottes bezeichnet werden. Aber die Stimmung war super. Hab mich endlich mal wieder ausgiebig auf Französisch unterhalten können. Irgendwann haben wir dann versucht zu pennen. Leider ging die Heizung nicht und ich hatte als einziger keine Decke abbekommen. Gegen 6 hielt ichs nicht mehr aus und bin dann raus. Mein Ziel war mit winem der ersten RER wieder nach Paris zu fahren. Leider haben alle gepennt und ich wollte niemanden wecken um mir die Tür aufzuschließen. Ich hab ewig gebraucht bis ich über den Zaun kam. Dem Haus droht nämlich ab März die Räumung, da wird alles abgeschlossen und mit Stacheldraht einghängt. Einige Zeit später hab ichs dann doch geschafft den Scheißzaun zu überwinden. Um 7 war ich wieder bei mir und kam endlich zum schlafen.

vendredi 22 février 2008

Poudre aux yeux

Es wird mal wieder Zeit für einen neuen Beitrag. Heute wird es ein wenig ernster als sonst. Das liegt nicht nur daran, dass die ersten Abschiede bereits hinter mir liegen und die nächsten nicht mehr weit sind. Heute soll es mal um die Probleme bezüglcih Obdachlosigkeit und Wohnungsnot im Großraum Paris gehn. Im Vergleich zu deutschen Großstädten gibt es in Paris bestimmt 10mal so viele Obdachlose (sans abri, SDF, clochards). Trotz eisiger Kälte sind sie gezwungen auf der Straße zu leben. Ein großer Teil von ihnen (ca. 30%) hat sogar Arbeit! Aber da die Mieten hier so enorm hoch sind, gibt es für viele keine andere Möglichkeit als unter der Brücke oder im Eingang von Geschäften zu schlafen. Die Zustände sind wirklich unfassbar, vorallem für jemanden der es nicht gewohnt ist. Auf dem Weg zur Métro, die nur 100 Meter entfernt ist begegne ich tagtäglich 3 Obdachlosen. Man rechnet mit mehr als 40000 Obdachlosen im Großraum Paris.

In Paris gab es schon immer Wohnungsnot. Die Neubauviertel, die ab den 60er Jahren in den Vorstädten entstanden, sind mittlerweile total runtergekommen, zumeist nie renoviert. Die Plattenbauten in Ostdeutschland sind da meiner Meinung nach um einiges schöner. Heute finden sich hier die sozialen Brennpunkte. Erst Gestern hab ich in der Zeitung über Argenteuil gelesen. Dieser ehemalig beliebte Ausflugsort dürfte vielleicht einigen bekannt sein, da er früher in zahlreichen Gemälden vorkam (Monet). Heute gibt es dort einige der schlimmsten Siedlungen, das Val d'Argent, wo sich kaum noch einer hintraut. In der Zeitung war über eine 86jährige Frau zu lesen, die ihre Wohnung im 20 Stock kaum noch verlässt, da alle Fahrstühle seit Juni 2007(!!!) kaputt sind. Der letzte, von ehemals 3 Supermärkten, ist im Dezember geplündert und anschließend angezündet wurden. Die arme Frau wurde bereits 5mal ausgeraubt. Vor dem Haus gibt es eine Menge Dealer und Gewalt, ganz offen. Die Polizei (schließt bereits Nachmittags die örtliche Wache) schreitet so gut wie nie ein, da sie selber Angst hat. So nun die alles entscheidende Frage: Warum zieht sie da nicht weg? - Zu teuer und bessere Wohnung sind sehr selten zu finden. Sie bezahlt bereits jetzt 400 Euro monatlich.

Ich arbeite zur Zeit an einer Froschungsarbeit über Güterstraßenbahnen. Dabei kommt man viel rum und sieht neue Ecken der Vorstädte. Vorgestern ging es mal wieder nach 93 (Neuf-Trois). Unter einer Autobahnbrücke, in unserem Untersuchungsgebiet, war eine Siedlung von schätzungsweise 50 Sinti (gens des voyages) zu sehen. Das war wie in einem Slum in Indien. Überall waren kleine Hütten aus Pappe und Müll. Mehrere Leute standen um Feuerstellen. Auf der Rückfahrt in die Stadt sind wir an einer noch größeren Siedlung vorbeigefahren.

Ich finds schlimm, dass sich der französische Staat scheinbar nicht zu helfen weiß. Ich weiß, man muss es kritisch betrachten. Einige wählen die Obdachlosigkeit selbst (gerade die "Fahrenden"). Andere Bettler sind in Gruppen organisiert und arbeiten für Netzwerke (vorallem diejenigen mit ihren "you speak English"? (ja, ohne "do") und ihren angeblich beschissenen Kriegsvergangenheit in Bosnien und den 15 behinderten Kindern gehn mir mächtig auf den Senkel). Was ich nicht verstehen kann, ist dass niemand einschreitet, wenn wochentags früh um 10 in der Métro mit kleinen Kindern gebettelt wird. Hallo? Schulpflicht???

Trotzdem bleibt eine große Menge von Leuten die scheinbar keine weitere Perspektive haben. Jeden Winter erfrieren Leute mitten in Paris. 2 Métrostationen von mir entfernt hat es letztens einen erwischt. Ein Obdachloser bei dem ich jeden Tag auf dem Weg zur Uni vorbeikomme zittert stets wie Espenlaub.
Gestern gabs wieder eine Großdemo um die Leute auf die Probleme aufmerksam zu machen. Wie bereits vor einem Jahr (siehe Video), wurde dazu aufgerufen sich mit den Obdachlosen zu sympatisieren und ein Grundrecht auf Wohnraum durchzusetzen. Der Omnipräsident hatte ja vor seiner Wahl versprochen binnen 2 Jahren für jeden eine Wohnung zu organisieren. Das finde ich sehr gut. Jedoch ist bereits ein Jahr vergangen und noch nichts geschehn. Hmm. Er und seine Versprechungen wieder... Und dann davon ablenken indem er medienwirksam (die Medien wurden vorab informiert!) ein paar Jugendliche festnimmt. Ich weiß nicht.

Schaut euch mal diese Reportage (franz. von les enfants de don quichotte) an. Es geht über die Obdachlosen in Paris und wie versucht wird ihnen zu helfen.

mardi 5 février 2008

Breizh

Ein herzliches Hallo an alle verbliebenen Leserinnen und Leser. Ich war am Wochenende bei Étienne in der Bretagne. Das war echt genial. Es gab zig Sachen zu entdecken und auch neue kulinarische Erfahrungen zu machen.
Los gings am Freitag Abend. Mit dem TGV brauchten wir 2 Stunden in die bretonische Hauptstadt Rennes. Dort wurden wir herzlich von Étiennes Eltern empfangen. Am späten Abend ging es dann in eine der vielen Kneipen in der Rue de la soif (Straße des Durstes). Ich hab den Eindruck, dass es irgendwie bisschen entspannter und menschlicher zuging als im schicken Paris. Einziger Wehrmutstropfen: die Kneipen machen schon um 1 zu und viel billiger als in Paris ist es auch nicht.
Am Sonnabend Vormittag haben wir uns das Stadtzentrum von Rennes und einen der größten Märkte Frankreichs angesehen.
Anschließend ging es zum Mont-Saint-Michel. Das ist eine kleine Felseninsel im Watt mit einer Kathedrale. Trotz wunderschönem Wetter hielt sich der Touristenansturm in Grenzen.Danach sind wir nach Saint-Malo gefahren. Die befestigte Altstadt liegt auf einer Insel. Sie ist im zweiten Weltkrieg durch Bombardements nahezu vollständig zerstört wurden. Aber man hat sie dann in den 60er und 70er Jahren originalgetreu wiederaufgebaut. Die vielen Inseln vor der Küste sind zum größten Teil noch immer Sperrgebiet aufgrund der vielen Minen. Am Abend haben wir dann noch die bretonischen Spezialitäten Crèpes und Galettes (herzhafte Crèpes) gegessen.Danach sind wir nach Saint-Malo gefahren. Die befestigte Altstadt liegt auf einer Insel. Sie ist im zweiten Weltkrieg durch Bombardements nahezu vollständig zerstört wurden. Aber man hat sie dann in den 60er und 70er Jahren originalgetreu wiederaufgebaut. Die vielen Inseln vor der Küste sind zum größten Teil noch immer Sperrgebiet aufgrund der vielen Minen. Am Abend haben wir dann noch die bretonischen Spezialitäten Crèpes und Galettes (herzhafte Crèpes) gegessen.
Am Sonntag haben wir den Geburtstag von Étiennes Papa gefeiert. Dabei gab es unter anderem Austern und Jakobsmuscheln. Austern sind echt super, man schmeckt förmlich das Meer, durch das in ihnen enthaltene Salzwasser.
Am Nachmittag waren wir noch bei Freunden und haben Crèpes gemacht.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei Étienne und seiner Familie für ihre Gastfreundschaft bedanken.

Zurück in Paris gibt es weniger erfreuliche Nachrichten. Ich hab Schüttelfrost und Fieber. Ich hoffe das es sich nicht um das Pfeiffersche Drüsenfieber handelt.