Es wird mal wieder Zeit für einen neuen Beitrag. Heute wird es ein wenig ernster als sonst. Das liegt nicht nur daran, dass die ersten Abschiede bereits hinter mir liegen und die nächsten nicht mehr weit sind. Heute soll es mal um die Probleme bezüglcih Obdachlosigkeit und Wohnungsnot im Großraum Paris gehn. Im Vergleich zu deutschen Großstädten gibt es in Paris bestimmt 10mal so viele Obdachlose (sans abri, SDF, clochards). Trotz eisiger Kälte sind sie gezwungen auf der Straße zu leben. Ein großer Teil von ihnen (ca. 30%) hat sogar Arbeit! Aber da die Mieten hier so enorm hoch sind, gibt es für viele keine andere Möglichkeit als unter der Brücke oder im Eingang von Geschäften zu schlafen. Die Zustände sind wirklich unfassbar, vorallem für jemanden der es nicht gewohnt ist. Auf dem Weg zur Métro, die nur 100 Meter entfernt ist begegne ich tagtäglich 3 Obdachlosen. Man rechnet mit mehr als 40000 Obdachlosen im Großraum Paris.
In Paris gab es schon immer Wohnungsnot. Die Neubauviertel, die ab den 60er Jahren in den Vorstädten entstanden, sind mittlerweile total runtergekommen, zumeist nie renoviert. Die Plattenbauten in Ostdeutschland sind da meiner Meinung nach um einiges schöner. Heute finden sich hier die sozialen Brennpunkte. Erst Gestern hab ich in der Zeitung über Argenteuil gelesen. Dieser ehemalig beliebte Ausflugsort dürfte vielleicht einigen bekannt sein, da er früher in zahlreichen Gemälden vorkam (Monet). Heute gibt es dort einige der schlimmsten Siedlungen, das Val d'Argent, wo sich kaum noch einer hintraut. In der Zeitung war über eine 86jährige Frau zu lesen, die ihre Wohnung im 20 Stock kaum noch verlässt, da alle Fahrstühle seit Juni 2007(!!!) kaputt sind. Der letzte, von ehemals 3 Supermärkten, ist im Dezember geplündert und anschließend angezündet wurden. Die arme Frau wurde bereits 5mal ausgeraubt. Vor dem Haus gibt es eine Menge Dealer und Gewalt, ganz offen. Die Polizei (schließt bereits Nachmittags die örtliche Wache) schreitet so gut wie nie ein, da sie selber Angst hat. So nun die alles entscheidende Frage: Warum zieht sie da nicht weg? - Zu teuer und bessere Wohnung sind sehr selten zu finden. Sie bezahlt bereits jetzt 400 Euro monatlich.
Ich arbeite zur Zeit an einer Froschungsarbeit über Güterstraßenbahnen. Dabei kommt man viel rum und sieht neue Ecken der Vorstädte. Vorgestern ging es mal wieder nach 93 (Neuf-Trois). Unter einer Autobahnbrücke, in unserem Untersuchungsgebiet, war eine Siedlung von schätzungsweise 50 Sinti (gens des voyages) zu sehen. Das war wie in einem Slum in Indien. Überall waren kleine Hütten aus Pappe und Müll. Mehrere Leute standen um Feuerstellen. Auf der Rückfahrt in die Stadt sind wir an einer noch größeren Siedlung vorbeigefahren.
Ich finds schlimm, dass sich der französische Staat scheinbar nicht zu helfen weiß. Ich weiß, man muss es kritisch betrachten. Einige wählen die Obdachlosigkeit selbst (gerade die "Fahrenden"). Andere Bettler sind in Gruppen organisiert und arbeiten für Netzwerke (vorallem diejenigen mit ihren "you speak English"? (ja, ohne "do") und ihren angeblich beschissenen Kriegsvergangenheit in Bosnien und den 15 behinderten Kindern gehn mir mächtig auf den Senkel). Was ich nicht verstehen kann, ist dass niemand einschreitet, wenn wochentags früh um 10 in der Métro mit kleinen Kindern gebettelt wird. Hallo? Schulpflicht???
Trotzdem bleibt eine große Menge von Leuten die scheinbar keine weitere Perspektive haben. Jeden Winter erfrieren Leute mitten in Paris. 2 Métrostationen von mir entfernt hat es letztens einen erwischt. Ein Obdachloser bei dem ich jeden Tag auf dem Weg zur Uni vorbeikomme zittert stets wie Espenlaub.
Gestern gabs wieder eine Großdemo um die Leute auf die Probleme aufmerksam zu machen. Wie bereits vor einem Jahr (siehe Video), wurde dazu aufgerufen sich mit den Obdachlosen zu sympatisieren und ein Grundrecht auf Wohnraum durchzusetzen. Der Omnipräsident hatte ja vor seiner Wahl versprochen binnen 2 Jahren für jeden eine Wohnung zu organisieren. Das finde ich sehr gut. Jedoch ist bereits ein Jahr vergangen und noch nichts geschehn. Hmm. Er und seine Versprechungen wieder... Und dann davon ablenken indem er medienwirksam (die Medien wurden vorab informiert!) ein paar Jugendliche festnimmt. Ich weiß nicht.
Schaut euch mal diese Reportage (franz. von les enfants de don quichotte) an. Es geht über die Obdachlosen in Paris und wie versucht wird ihnen zu helfen.
vendredi 22 février 2008
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1 commentaire:
De toute façon, la seule solution serait de tous les brûler.
Et ça résoudrait durablement les problèmes de chauffage à Paris.
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